Deutschland hat weltweit die größte Auswahl an Wurst
Mettwurst, Dauerwurst, Teewurst, Jagdwurst, Leberwurst, Blutwurst, Fleischwurst, Bockwurst, Sülzwurst, Bratwurst, Weißwurst … In Deutschland gibt es über 1500 Wurstsorten! Die setzten sich zusammen aus mehr als 500 Sorten Rohwurst, über 800 Brühwürsten und etwa 350 Kochwürsten. Letztere beinhalten unter anderem 60 Leberwurst- und 50 Bratwurstvarianten. Eine riesige Auswahl – kein anderes Land weltweit kann eine vergleichbare Vielfalt bieten.
Eine Wurst besteht generell aus Fleisch, Speck, Salz und Gewürzen. Manchmal werden auch Innereien oder Blut verwendet, so ist zum Beispiel die schottische Spezialität Haggis, hergestellt aus Schafmagen, ebenfalls eine Art Wurst. Die Masse, auch Brät genannt, wird in natürliche oder künstliche Därme gefüllt. Anschließend muss sie trocknen, räuchern, kochen oder reifen – und voilà, die Wurst ist fertig!
Eines der ältesten Lebensmittel der Menschheit
Die Wurst ist beileibe keine Erfindung der Neuzeit. Im Gegenteil: Sie gilt als eines der ältesten Nahrungsmittel der Menschheit. Schon um 5000 v. Chr. sind Würste auf frühen ägyptischen, chinesischen und syrischen Zeichnungen abgebildet. In der „Odyssee“ (8. Jahrhundert v. Chr.) erwähnt Homer blutgefüllte Tierdärme, die von griechischen Kriegern in die Schlacht mitgenommen wurden, um göttlichen Beistand zu erhalten. Auch die alten Römer wussten eine gute Wurst zu schätzen: beispielsweise eine Hirnwurst, gefüllt mit Hirn, Ei, Wolfsmilch und Gewürzen.
In Deutschland kannte man schon im 11. oder 12. Jahrhundert die „lebarwurst“ und die „pratwurst“. Würste waren im Mittelalter so beliebt, dass Metzger „Wurstkämpfe“ um die längste und schwerste Bratwurst ausrichteten und die Leckereien in speziellen „Wurstkammern“ einbruchssicher aufbewahrt wurden. Martin Luther (1483 – 1546), ein echter Wurstliebhaber, sorgte sogar per Wurstmahlzeit für eine heutige Redensart: Als der große Reformator ein Gasthaus bei Erfurt verließ, ohne seine Bratwurst bezahlt zu haben, prangerte der Wirt Luthers Fehlverhalten mit Kreide an der Schänkentür an. Wenn wir heute „jemandem etwas ankreiden“, ist, so zumindest die Legende, Martin Luther dafür verantwortlich. Es ist übrigens nie geklärt worden, ob Luther nur vergessen hat zu zahlen oder ob er ein früher Zechpreller war.
Strenge Auflagen zu Menge und Qualität
„Gesetze sind wie Würste, man sollte besser nicht dabei sein, wenn sie gemacht werden!“, sagte der amerikanische Dichter John Godfrey Saxe (1816 – 1887) einmal. Dieser despektierlichen Meinung gegenüber stehen strenge und jahrhundertealte Auflagen, was in eine Wurst hinein darf und was nicht: Für Thüringer Rostbratwürste zum Beispiel gibt es eine Handwerksordnung aus dem Jahr 1613, in der Menge und Fleischqualität festgelegt wurden und die Trickser und Täuscher hart bestrafte. Der Bundesbürger jedenfalls lässt sich seine Wurst weiterhin schmecken: Gut 30 Kilogramm Wurst verdrückt er pro Jahr im Schnitt, zusammen ergibt das rund 2,5 Mio. Tonnen. In diesem Sinne: Guten Appetit!